Missbrauch und Kinderpornos: Bestatter muss erneut in den Knast


MEMMINGEN/LEIPHEIM/BAMBERG/AMBERG-SULZBACH. Ein wirklich schauderhafter Bestatter (44) aus dem Allgäu sitzt derzeit zum wiederholten Male in Untersuchungshaft. Obwohl ihm ein Gutachter 2016 bescheinigte, er habe „keine so starken pädophilen Neigungen“, hat er sich nach seiner damals dreijährigen Haft nun erneut an gleich mehreren Kindern und Jugendlichen vergangen. 


Ein sechsjähriger Junge aus der Oberpfalz könnte nun der Held sein, der offenbar viele weitere Kinder vor schlimmen Übergriffen bewahrte. Denn der kleine Mann offenbarte sich seinem Vater, dass er im März 2022 von einem Freund der Familie missbraucht wurde. Missbrauch von Schutzbefohlenen steht unter anderem im Raum. Denn der 44-Jährige sollte am 10. März auf den 50 Prozent behinderten Jungen (6) aufpassen. Dieser sei hilflos und müsse 24 Stunden betreut werden. Mehrere Tage lang besuchte J. die Familie im Kreis Amberg-Sulzbach.

Brüder (6 und 10) missbraucht

In Abwesenheit der Eltern habe sich Bestatter Maik J. neben den Jungen (6) auf die Couch gesetzt und an dessen Geschlechtsteil gespielt haben. Auch dessen Bruder (10) sei einen Tag zuvor Opfer des 44-Jährigen geworden. Das erzählte der Bub seinen Eltern, nachdem sich der Jüngere der beiden dem Vater offenbarte. Dabei habe der Mann trotz mehrfacher Aufforderung erst vom älteren Jungen abgelassen, als sich dessen Vater durch das Treppenhaus näherte.

Im Gespräch erzählte der Sechsjährige zudem, dass J. bereits bei früheren Besuchen 2021 übergriffig war. So soll er dem Jungen im November 2021 Pornos auf dem Handy vorgespielt haben. Im Dezember habe er sich vor dem Jungen selbst befriedigt. Der Vorfall im März diesen Jahres war wohl bislang der gesteigerte Höhepunkt in den Taten des massiv vorbestraften Mannes. Deswegen gilt der Sechsjährige in seiner Familie auch als kleiner Held. Denn neben nun weiteren aufgedeckten Taten, konnte das immer mehr gesteigerte pädophile Sexualverhalten des 44-Jährigen gestoppt werden, bevor es zu noch schlimmeren Vorfällen kam.

Betrunken mit dem Auto auf der Flucht

Nach den Schilderungen des Sechsjährigen stellte der Vater seinen befreundeten Bestatterkollegen direkt am Abend des 10. März 2022 zur Rede. Er stritt alle Vorwürfe ab. Als der Vater von einer versteckten Kamera sprach, packte der 44-Jährige seine Sachen zusammen und flüchtete. Dabei soll er zuvor bereits sechs Flaschen Bier getrunken haben. Auch den beiden Jungs habe er am Nachmittag einen Schluck angeboten. Diese lehnten aber zum Glück ab. Umgehend alarmierte der Familienvater die Polizei. Während eine Streife den Sachverhalt vor Ort aufnahm, fahndeten zahlreiche Kräfte aus der Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken und Schwaben nach dem flüchtigen Sextäter. Über das Kennzeichen und den Namen des Beschuldigten war der Polizei sofort klar um wen es ging und dass die Vorwürfe dringend begründet waren. Offenbar war der 44-Jährige auf dem Weg zu seiner Wohnadresse bei Schwangau. Denn Polizeikräfte konnten ihn im Raum Füssen stellen und festnehmen. Seit dem befindet er sich nach Polizeiangaben in Haft.

Im Rahmen der weiteren Ermittlungen und Recherchen hat sich unter anderem auch eine Familie aus dem Kreis Bamberg gemeldet. Deren 17-jähriger Sohn soll ebenfalls von Bestatter Maik J. zunächst beschenkt und dann sexuell belästigt worden sein. Der junge Mann sei nach Angaben seiner Eltern stark entwicklungsverzögert. Er offenbarte sich seiner Mutter, als ihn diese direkt auf mögliche Taten durch den 44-Jährigen ansprach. Die besorgte Mutter ist eine gemeinsame Bekannte der Familie mit den beiden missbrauchten Brüdern. Durch einen Anruf des Vaters war sie besorgt und alarmiert.

In den nächsten Tagen haben sich die beiden Familien immer wieder gegenseitig auf den neuesten Stand gebracht. Dabei haben sich noch weitere Opfer über die sozialen Netzwerke gemeldet. Unter anderem ein 19-Jähriger, der ebenfalls belästigt wurde und pornografische Bilder geschickt bekam, wie er sagte. Der schwerstkranke Mann ist psychisch krank und wurde ein leichtes Opfer des 44-Jährigen. Dieser forderte den 19-Jährigen nach eigenen Angaben immer wieder zu sexuellen Handlungen auf.



Elfjährigen aus Leipheim belästigt

Bereits 2016 arbeitete der Beschuldigte als Bestatter in Leipheim. Er baute auch damals schon ein Vertrauensverhältnis zu einer kurzfristig befreundeten Familie auf. An einem Junitag im Jahre 2016 sollte er auch hier auf den Buben der Familie aufpassen. Doch in der Wohnung kam es zu einem Übergriff. Das damals elf Jahre alte Opfer war in seinem Zimmer, als der Angeklagte Maik J., nur mit einer Unterhose bekleidet, hereinkam. Als er diese auszog, forderte der Junge ihn lautstark auf, das Zimmer zu verlassen. Eine halbe Stunde später kam der Mann zurück, dieses Mal komplett nackt. Er nahm den Jungen an der Hand und forderte ihn zu sexuellen Handlungen auf. Nur weil dieser drohte, zu schreien, kam es nicht zum äußersten Übergriff. Das berichtete damals so die Augsburger Allgemeine in einem Artikel von März 2017. Zu den Missbrauchsvorwürfen schwieg J. zunächst. Was sein gutes Recht ist, bedeutet für den Jungen allerdings eine Tortur. Denn so bleibt es dem Buben nicht erspart, selbst auf dem Zeugenstuhl Platz zu nehmen, und die Geschehnisse vom Juni vergangenen Jahres noch einmal durchleben zu müssen. Erst danach räumt der Angeklagte seine Taten ein und entschuldigt sich.

Wie die Augsburger Allgemeine weiter berichtet, kam ein Sachverständiger in einem psychiatrischen Gutachten zu dem Schluss, dass der Angeklagte „keine so starken pädophilen Neigungen“ habe, dass sie eine verminderte Schuldfähigkeit rechtfertigen würden. Für die Verurteilung keine schlechte Schlussfolgerung. Dennoch ein fataler Irrtum, denn die Neigungen des Bestatters sind extrem. Letztendlich verurteilte ihn das Gericht zu einer Haftstrafe von drei Jahren. Damit lag das Urteil zwischen dem, was die Staatsanwaltschaft gefordert hatte, nämlich drei Jahre und drei Monate, und dem Antrag der Verteidigung (zwei Jahre und acht Monate). Es wertete dabei zugunsten des Mannes, dass er sich bei dem Opfer entschuldigt hatte.

14-Jährigen belästigt und Kinderpornos verbreitet

Zu dem Prozess wurde Maik J. aus der Untersuchungshaft heraus zur Anklagebank geführt. Weil er in der dortigen Justizvollzugsanstalt einsitzen musste, war das Amtsgericht Memmingen zuständig, obwohl die Tat in Leipheim stattfand. Dass er bereits seit geraumer Zeit dort im Gefängnis saß, hat einen Grund: Der Angeklagte ist bereits vorbestraft gewesen und stand unter offener Bewährung. Und sein früheres Verbrechen passt ins Muster. Bei Maik J. wurde kinderpornografisches Material gefunden. Die Ermittler durchsuchten nämlich schon zuvor seine Wohnung. Der Grund hier: Er soll einen 14-Jährigen belästigt haben.

Der ehemalige Jugend-Handballtrainer soll dem Jungen widerlichste Kinderpornobilder gesendet haben. Die Mutter des 14-Jährigen entdeckte die Fotos und erstattete Anzeige. Im Rahmen der Ermittlungen fanden die Beamten 378 Bild – und Videodateien mit „übelster Darstellung“, wie Prozessbeobachter Wolfgang Kahler damals in der örtlichen Presse schrieb. Gekannt haben sich Täter und Opfer durch soziale Netzwerke im Internet. J. habe dem Jugendlichen zudem Geschenke angeboten, für ein persönliches Treffen. Im Prozess um den Fall des 14-Jährigen wurde auch bekannt, dass der heute 44-jährige Bestatter schon damals einschlägig in Erscheinung getreten ist.

Sohn „Linus“ sorgte für Kinderkontakte

Geschenke habe J. immer wieder seinen Opfern gemacht. So beschenkte er die beiden Brüder aus Amberg-Sulzbach ebenso wie deren Eltern und den 17-Jährigen aus dem Kreis Bamberg. Immer wieder war die Rede von Geld – und Sachgeschenken um sich das Vertrauen zu ergaunern. In einem Fall sollte der Sextäter sogar Patenonkel werden, hierzu wird es aber nun nicht mehr kommen. Dass Maik J. nun für sehr lange Zeit hinter Gitter muss, dürfte durch die neuen Fälle auch ihm selbst klar sein. Durch seine Anwältin habe er aus der JVA Kempten heraus die Auflösung seiner Wohnung und den Verkauf seines BMW`s veranlasst.

Der 44-jährige Bestatter war nach seiner räumlichen Flucht aus Leipheim zuletzt im Raum Schwangau wohnhaft und für ein Bestattungsunternehmen im Allgäu tätig. Auch dort soll er junge Mitarbeiter sexuell belästigt haben. Zudem habe man in seinem dortigen Spind Diebesgut aus der Firma gefunden. Dem Chef und seinen Kollegen gab er an, geschieden zu sein. Familienangehörige sprechen davon, dass der 44-Jährige sein Schlafzimmer in Richtung eines benachbarten Kinderzimmers ausgerichtet habe. Dort soll er sich immer wieder nackt am Fenster gezeigt haben. Zudem habe er selbst einen Sohn. Doch den gibt es garnicht, wie nun bekannt wurde. Das bestätigen enge Angehörige des Täters. Der erfundene Sohn „Linus“ existierte nur in der Fantasie des Mannes. Ebenso ein angeblich früh verstorbener Sohn.

Lebenslüge bricht zusammen

Über Profile bei TikTok, WhatsApp und anderen Portalen bastelte der 44-Jährige falsche Identitäten für sich und seine erfundene Söhne. Linus schrieb beispielsweise andere Kinder an, wie den 17-Jährigen aus dem Kreis Bamberg. Er soll sich bei den Besuchen etwas um Linus Vaters kümmern. Dieser sei traurig weil er den Tod des anderen Kindes nicht verkraften würde. Dabei war es J. selbst, der die Kinder mit dem Fakeprofil aus sich heraus lockte. Er baute sich ein Leben auf, das von vorne bis hinten ausgedacht war. Der ursprünglich aus Brandenburg stammende Mann war zunächst in der Gastronomie tätig, nachdem er aus der Bundeswehr geflogen ist. Das haben Recherchen von Bayern-Reporter ergeben.

J. soll schon damals „auffällig“ gewesen sein, berichten Familienmitglieder, die sich bereits frühzeitig von ihm distanzierten. Auch die gescheiterte Ehe des Mannes sei erfunden gewesen. Immer wieder gab er überall an, an Krebs erkrankt zu sein. Regelmäßig habe er sich deswegen in München untersuchen lassen müssen. In Wahrheit nahm er an gerichtlich angeordneten Therapiestunden teil und musste beim Bewährungshelfer vorsprechen.

Derzeit sitzt der 44-Jährige in der JVA Kempten und wartet auf seinen nächsten Prozess. Dabei geht es nicht nur um eine mehrjährige Haftstrafe sondern auch um die Frage, ob der Mann in Sicherungsverwahrung oder einer geschlossenen Forensik untergebracht werden muss. Die umfangreichen Ermittlungen dauern derzeit noch an. Es wird nachberichtet.

 

 

 

 

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