Illegaler Streik in zwei Postfilialen


RÖTHENBACH AN DER PEGNITZ. Postkunden im Nürnberger land standen heute teilweise vor geschlosenen Türen. Der Grund: Ein „Warnstreik“, der keiner ist. Denn ein Warnstreik geht im Prinzip über die Gewerkschaften. Doch die wussten nichts davon. Die Post spricht von einer mutmaßlich nicht abgesprochenen Protestaktion. Das könnte jetzt Folgen haben.




Im Einzelnen handelt es sich um die Filialen in Röthenbach und Schwaig. Die Inhaber der „Beutekiste“, die in beiden Orten die Postfilialen betreiben, hatten am Mittwoch entsprechende Zettel an der Tür geheftet und selbige geschlossen gehalten. „Warnstreik. Gegen Zwang und Spaltung“.

Foto: Roider



Viele Kunden, vor allem ältere,  waren verärgert, weil sie beispielsweise nach Lauf oder Nürnberg ausweichen mussten. „Durch die Verärgerung ihrer Kunden protestieren die Inhaber nicht gegen eine sogenannte Spaltung, sondern sie provozieren selbst die Wut der Gemeinschaft. Jeder darf im demokratischen Deutschland seine Meinung äußern, aber es nicht als verpflichteter Dienstleister am Kunden auslassen, gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit“, äußerte sich Röthenbachs Bürgermeister Klaus Hacker gegenüber der Medien. In der Pegnitz-Zeitung sagte der Schwaiger Bürgermeister Thomas Wittmann: „Ich kann nicht verstehen, dass die Betreiber eine Sperrung der Post mit ihrer persönlichen Einstellung begründen“.

Im Internet gab es neben Empörung aber auch Verständnis für die Postaktion. In einer Röthenbacher Facebookgruppe äußerten sich einige Nutzer durchaus positiv zu dieser Aktion der Beutekiste. Einige wurden aber sogar persönlich und rügten das Privatleben der Betreiberfamilie. Die Post will den Fall prüfen, denn sie ist gesetzlich verpflichtet, eine Grundversorgung in Sachen Postzustellung zu gewährleisten. Der Filialbetreiber selbst,  Marcel Streckel, war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen, äußerte sich aber im Nachgang.



Im Gepräch mit unserem Redaktionsleiter sagte er, dass die Aktion selbst nichts mit Corona zu tun habe. Er erlebe täglich den Streit in der Gesellschaft und dem Umgang der Menschen. Teile seiner Kunden würden nicht mehr miteinander, sondern gegeneinander agieren. Steckel will jeden Menschen gleich behandeln wie er sagt. Unabhängig vom Meinung, Religion oder Hautfarbe. Durch die Schließung wollte er Aufmerksamkeit. Die Menschen sollen wieder zusammenhalten, egal welche Einstellung sie vertreten. Seinen nachfragenden Kunden hat er die Protestaktion erklärt, sagt Streckel. Diese hätten daraufhin Verständnis gezeigt.

Über den Social-Media Dienst „Telegram“, einer Plattform vieler „Wutbürger“, wurde in den letzten Tagen immer wieder zu diversen Protestaktionen aufgerufen. Auch mit Gewaltandrohungen. Sollte die Impfpflicht kommen, „müssen eben Test – und Impfstationen brennen“, heißt es dort immer wieder. Marcel Streckel distanziert sich von diesen Aufrufen. Zwar habe er diesen Protesttag bewusst gewählt, distanziert sich aber klar von Gewalt, Hetze und Spalterei.

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