Rassismus: Imam fordert Rauswurf von BDR-Sportdirektor Patrick Moster
Fragwüdige Motivation: „Hol die Kameltreiber“, mit diesen Worten feuerte BDR-Sportdirektor Patrick Moster während des olympischen Zeitfahrens seinen Schützling Nikias Arndt an. Über die Außenmikrofone waren die Anfeuerungen dann auch im Fernsehen zu hören. Nun gibt es nicht nur Kritik. Ein Berliner Imam fordert sogar den sofortigen Rauswurf von Moster.
„Hol die Kameltreiber, hol die Kameltreiber, komm“, rief der Sportdirektor immer wieder. Patrick Moster hat sich zwar für seine Aussagen entschuldigt, dennoch muss er nun um seinen Job beim BDR bangen. „Die Aussage ist nicht akzeptabel“, sagte BDR-Präsident Rudolph Scharping und ergänzte: „Wir werden darüber nach den Olympischen Spielen sprechen und dabei die Entschuldigung von Moster auch in die Bewertung einbeziehen, sowie den besonderen Stress, dem das deutsche Männer-Team Straße ausgesetzt war.“ Bereits während der TV Übertragung äußerte sich ARD-Kommentator Florian Nass, dass diese Äußerung „sowas von daneben“ war.
Es tue ihm „aufrichtig und von Herzen leid“. sagte Moster im ZDF. „Ich kann mich nur noch mal in aller Förmlichlichkeit für die getätigten Aussage entschuldigen“. Das sei nicht sein normaler Sprachgebrauch gewesen, das sei nicht er selbst. „Ich war mitten im Wettkampfgeschehen, direkt am Athleten. Der Sport lebt von Emotionen, diese Emotion war fehl am Platze.“ Auch der angefeuerte Nikias Arndt reagierte inzwischen auf Twitter und distanzierte sich ausdrücklich von den Worten seines Sportdirektors. Für ihn würden Olympia und der Radsport für „Toleranz, Respekt und Fairness“ stehen. Vor Arndt waren der Eritreer Amanuel Ghebreigzabhier und der Algerier Azzedine Lagab im Kampf gegen die Uhr auf die Strecke gegangen. Ihnen galt der offenbare Zuruf.
Der Berliner Imam Christian Awhan Hermann zeigte sich entsetzt von dieser Aktion. Bei TikTok veröffentlichte er ein Video wo er die Entlassung von Moster forderte. Er sei „erschüttert und verärgert“, wie der ehemaliger Nürnberger in einem Videostatement sagt. Er weiß, dass es im Sport auch mal ruppig zugehen kann, sagt Hermann, aber eine solche „Form des öffentlich dargestellten Rassismus“ sei einfach nur „eklig und erbärmlich“. Der Imam fordert die sofortige Entlassung des Spordirektors aus allen Ämtern, und auch nochmal eine schriftliche öffentliche Entschuldigung. Zudem fordert er von den Olympiateams, dass man künftig vorbeugend arbeitet, damit sich solche Aussagen nicht mehr wiederholen. Dieser Vorfall sei „schade und peinlich“, ergänzt Hermann. Er schade zudem der gesamten deutschen Nation.
Christian Awhan Hermann ist der erste offen schwul lebende Imam in Deutschland. Er ist zum Islam konvertiert und ein begeisterter Anhänger des Sports. Hermann wurde 1970 in Koblenz geboren, aufgewachsen in Nürnberg/Fürth. 1988 trat Hermann aus der evangelischen Kirche aus, 1989 hatte er sein Coming-out. 2006 folgte der Umzug nach Berlin. Von Oktober 2017 bis März 2018 war er Mitarbeiter in der progressiven Ibn-Rushd-Goethe-Moschee, seit November 2017 erhielt er eine islamische Ausbildung durch Imam Ludovic-Mohamed Zahed (Frankreich). Hermann ist passionierter Rugbyspieler: Er war Spieler bei den queeren Berlin Bruisers. Zuletzt trainierte er die Berlin Grizzlies, derzeit baut er ein neues, eigenes Team auf.