Aktualisiert: Gruppen-Vergewaltigung über Bayreuther Shisha-Bar
BAYREUTH. Vier Männer aus Bayreuth sollen am Wochenende eine junge Frau vergewaltigt haben. Einer der Tatverdächtigen ist ein bekannter Gastwirt aus dem Stadtteil Kreuz. Der 29-Jährige befindet sich seit Samstag in Polizeigewahrsam, seine Bar ist geschlossen. Erst seit Mai 2019 betreibt der 29-Jährige die Shisha-Bar. Über dem Lokal befindet sich auch seine Wohnung.
Mohammed Khan (23), Justizvollzugsanwärter aus Bayreuth, wartet in einer Bayreuther Disco auf seinen Bekannten Ali A. (29). Weil der nicht zur Verabredung kam, ruft er ihn um 3.38 Uhr auf dem Handy an. Bei dem Gespräch hört er die Hilferufe einer jungen Frau. „Es waren wirklich Schreie, die will man nicht hören“, sagt Mohammed Khan. Sie habe laut geschrien, „ich war geschockt“. Er sagt, es seien „erschreckende Schreie“ gewesen. Khan rennt aus der Disco und die wenigen 100 Meter bis zur Shisha-Bar. Auch dort hört er aus dem Fenster über der Wohnung die Schreie.
Khan klopft, doch niemand öffnet. Immer wieder schlägt er mit der Hand gegen die Türscheibe, bis diese bricht. Er habe, sagt er, einen „Adrenalin-Kick“ gehabt. Ein Mitarbeiter der Bar, durch den Krach angeblich geweckt, öffnet ihm die Tür. Khan packt ihn und fragt, was denn los sei, aber der Mitarbeiter habe nichts gewusst. Daraufhin rennt Khan durch die Bar und hoch in die Wohnung im ersten Stock, wo A. lebt.
Khan geht rein. Und sieht nach eigenen Angaben zwei Männer und die Frau. Deren Rock sei hochgezogen gewesen, das Oberteil bis zu den Schultern heruntergezogen. Ein Mann sei gebückt vor der Frau gestanden, A. habe neben ihr gestanden, sie selbst habe geweint. „Was ist hier los?“, schreit Khan. Dann packt Khan den einen Mann, kräftig gebaut und Bodybuilder, am Hals und schubst ihn weg. A. „verpasst“ er eine mit der Faust.
Die Frau geht auf ihren angeblichen Vergewaltiger los, beschimpft ihn auf Englisch und verkratzt ihm das Gesicht. Der andere Mann rennt in der Zwischenzeit hinter dem Rücken von Mohammed weg. Aber er kannte ihn vom sehen und identifiziert ihn später bei der Polizei: Masiha A. In dem Gerangel stellt sich die Frau jetzt hinter ihren Retter. Später wird sie sagen, zwei weitere Männer hätten zugeschaut, wie A. sie vergewaltigt habe. Beamte der Bayreuther Polizei haben den Iraner gegen 4.30 Uhr am Sonntagmorgen daraufhin widerstandslos festgenommen und seine Kleidung sichergestellt. Seitdem befindet er sich in Polizeigewahrsam. Die Bar war am Montag geschlossen.
Insgesamt vier Festnahmen
Die Polizei hatte am Morgen einen entsprechenden Einsatz gegenüber Bayern-Reporter bestätigt und ermittelt „wegen eines Sexualdeliktes“, sagt Anne Höfer vom Polizeipräsidium Oberfranken. Details könne sie aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht nennen. Es seien aber auch drei weitere Männer festgenommen worden. Darunter auch Mitarbeiter der Shisha-Bar. Bei den anschließenden umfangreichen Ermittlungen, in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Bayreuth und unter Hinzuziehung eines Rechtsmediziners, erhärtete sich der dringende Tatverdacht der Vergewaltigung gegen den 29-Jährigen.
Am Montag erging auf Antrag der Staatsanwaltschaft Bayreuth Haftbefehl gegen den Beschuldigten, den Beamte anschließend in eine Justizvollzugsanstalt brachten. Gegen die drei weiteren Männer, im Alter zwischen 21 und 29 Jahren, darunter auch ein Deutscher, ein Syrer und ein Iraner, führen Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft Bayreuth ebenfalls Ermittlungen „wegen des Verdachts der Beteiligung an der Vergewaltigung“, sagt Anne Höfer von der Polizei.
Ali A. lebt seit 2014 in Bayreuth, wie Bekannte von ihm berichten. Vergangenes Jahr zog er mit der Bar aus der Kulmbacher Straße in die ehemalige Traditionsgaststätte Zur Linde. Die Besitzer des Gebäudes loben ihn als tadellos, hilfsbereit und zuvorkommend. Sein Leumund ist einwandfrei. Auch um sein Lokal habe er sich gut gekümmert, habe investiert und es sei immer sehr sauber gewesen. Nach Informationen des Kuriers hat A. einen Zwei-Jahres-Vertrag.
Die Familie von A. befinde sich im Iran. Mit der Bar würde der 29-Jährige seinen Lebensunterhalt verdienen. Er soll aber über seinen Verhältnissen leben, sagen seine Freunde. Sie sind sauer, weil A. sie angelogen haben soll. Derzeit gilt für den 29-Jährigen noch die Unschuldsvermutung. Zu den Vorwürfen soll er sich nicht geäußert haben, wie unser Reporter erfahren konnte. Doch die Beweislage sei erdrückend, heißt es aus Ermittlerkreisen.