BKA übernimmt Ermittlungen in Halle


HALLE/SAALE. Bei Schüssen in der Nähe einer Synagoge in Halle an der Saale wurden zwei Personen getötet und zwei weitere schwer verletzt. Unserer Redaktion liegt das original Video der Helmkamera vor. 




Der Beschuldigte wurde wie bereits berichtet vorläufig festgenommen. Der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof hat das Bundeskriminalamt aufgrund der besonderen Bedeutung des Vorfalls beauftragt, die Ermittlungen zu dem Anschlag in Halle an der Saale zu übernehmen. Das Bundeskriminalamt hat das Ermittlungsverfahren am 10. Oktober 2019 von der bis dahin ermittlungsführenden Polizeiinspektion Halle übernommen und eine Besondere Aufbauorganisation mit derzeit über 150 Einsatzkräften eingerichtet.

Vor Ort in Halle befinden sich Einsatzkräfte des polizeilichen Staatsschutzes und der Tatortgruppe des Bundeskriminalamts. Darüber hinaus sind Expertinnen und Experten der IT-Forensik, für Sprengstoff, Waffen und Cyberermittlungen in die Ermittlungen eingebunden. Weitere Fachkräfte werden bei Bedarf aktiviert. Bei den Ermittlungen wird das BKA auch von Europol unterstützt. Die weiteren Ermittlungen werden sich insbesondere auch mit der Frage befassen, ob neben Stephan B. weitere Personen in die Tat oder deren Vorbereitung eingebunden waren.

Zur Aufklärung des Tatgeschehens am 09.10.2019 in Halle sucht das BKA nach Bild- und Videoaufnahmen von Augenzeugen. Bürgerinnen und Bürger können die Ermittlungen unterstützen, indem sie entsprechendes Material auf dem BKA-Hinweisportal hochladen. Zusätzlich können Hinweise, die nicht schon an die Polizei Sachsen Anhalt gerichtet wurden, telefonisch über unser Hinweistelefon unter der Hinweistelefon-Nummer: 0800 0130 110 abgeben werden.



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Was auf dem Tatvideo zu sehen ist

Der mutmaßliche Täter der Angriffe in Halle hat seine Tat gefilmt und in den sozialen Netzwerken hochgeladen. In dem am Mittwoch verbreiteten Video ist zu sehen, wie in der Innenstadt von Halle geschossen wird. Zuvor verkündet er in schlechtem Englisch eine Bekennerbotschaft mit deutschem Akzent. Zu hören sind deutliche antisemitische Äußerungen .

Von Beginn an ist zu sehen, wie der Mann versucht, in die Synagoge einzudringen. Nach seinem Scheitern erschießt er eine Passantin, die ihn zuvor rügte, was er hier zu suchen habe, als er am jüdischen Friedhof einen Sprengsatz deponierte. Von hinten hat er sie mit einer Maschinenpistole erschossen. Mehrere Schüsse trafen die Frau in den Rücken.



Als nächstes verfehlt er eines seiner Zufallsopfer. Immer mit dabei: Sein VW Golf mit Kennzeichen aus Euskirchen. Es ist zu sehen, wie der Mann im Kriegsoutfit auf der Straße auf einen Mann zielt. Seine Waffe löst verzögert aus, verfehlt den Passanten nur knapp. Das Opfer kann in Schutzhaltung unverletzt entkommen. „Ach Fuck, das ist Pech“, sagt der Täter im Video. Es sieht aus wie in einem Ballerspiel.  Er sagt sich immer wieder auf Englisch, dass er ein „Loser“, also ein Verlierer sei.

Danach hat sich der 27-Jährige auf den Weg zu einem Döner-Imbiss gemacht. Auch hier ist im Video zu sehen, wie Stephan Balliet eine Granate zünden will, was nur teilweise gelingt. Er holt eine Pistole und erschießt einen Handwerker, der sich in dem Laden aufhielt und noch angsterfüllt „Nein“ ruft. Andere Personen hatten sich versteckt. „Halt die Fresse“, sagt Balliet und schießt. Der Handwerker kauerte in einem Flur und suchte Deckung. „Der lebt doch immernoch“, ruft der schütze. Vier Mal hat Balliet auf ihn geschossen. Aus nächster Nähe. Für den Maler kam jede Hilfe zu spät.



Nach seinen Taten war der Mann offenbar auf dem Weg zu weiteren Zielen, als er auf einen quer stehenden Streifenwagen traf und das Feuer eröffnete. Kurz darauf wollte er flüchten, wurde aber selbst unter Beschuss genommen und musste in Deckung gehen. Ein Querschläger könnte ihn sogar am Hals getroffen haben, das ist aber schwer zu erkennen. Der Täter sagt, es sei eine Schusswunde. Anschließend flüchtete er über die Bundesstraße in Richtung Süden, kapert sich einen Fluchtwagen im 15 Kilometer entfernten Landsberg. Dort schießt er erneut um sich und flüchtet weiter gen Süden.

Hier schießt der Täter auf die Polizei. Foto: Screenshot aus dem Livevideo

Zu dem Zeitpunkt wurden bereits die Einsatzkräfte aus Oberfranken in Alarmbereitschaft versetzt.  Auf seiner Flucht kollidiert der Mann jedoch frontal mit einem Laster. Das Ende der Amoklage, denn Balliet wurde festgenommen und das Facebook-Livevideo war beendet. Als das Videomaterial gesichtet werden konnte, war klar: Es handelt sich um einen Einzeltäter. Unter Umständen kommunizierte er aber mit Gleichgesinnten. Die Maßnahmen in Halle konnten zumindest wieder aufgehoben werden.

Wir haben aus verschiedenen Gründen heraus darauf verzichtet, das Video oder weitere Ausschnitte zu veröffentlichen. (Bayern-Reporter)

 



 

 

 



 





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