Sophienthal: Angst und Ärger wegen Therapiezentrum für Suchtkranke
WEIDENBERG/SOPHIENTHAL. Ein geplantes Therapiezentrum für Suchtkranke im Landkreis Bayreuth sorgt für Gesprächsstoff. Vor allem im Internet stößt das Projekt auf rege Diskussion. 50 Patienten könnten in dem Haus betreut werden, in dem bis vor Kurzem noch Flüchtlinge wohnten.
Früher war die Hammerschmiede ein idyllisches Ausflugsziel. In der Pension wurde übernachtet, im Gasthaus gefeiert. Danach stand das Gebäude leer, später zogen Flüchtlinge ein. Nun soll das Haus zu einem Ort werden, der Suchtkranke zurück in ein normales Leben führt. Das berichtet der Kurier in seiner aktuellen Ausgabe. Demnach plane ein Investor bereits für das Vorhaben. Denn ein Antrag auf Nutzungsänderung für das frühere Gasthaus wurde jüngst im Bauausschuss des Weidenberger Gemeinderates besprochen.
Der Antragssteller, der laut Kurierangaben seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, möchte sich gegenüber der Zeitung erst später zu seinen Zielen äußern, wenn alles druckreif sei. 18 Wochen lang würden die Patienten jeweils in dem Weidenberger Ortsteil leben. So lange dauert die Langzeittherapie, die für sie den letzten Schritt vor der Wiedereingliederung ins Berufsleben darstellen würde. Quasi ein Betreutes Wohnen. Eine Behandlung und Entgiftung im Bayreuther Bezirksklinikum hätten die Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenabhängigen zu diesem Zeitpunkt bereits hinter sich.
Bahngrundstück muss gekauft werden
Wie der Kurier schreibt, stehe laut Bürgermeister Hans Wittauer (FWG) baurechtlich nichts im Wege. Allerdings müsse der potenzielle Investor ein zusätzliches Grundstück erwerben, um eine ordnungsgemäße Zufahrt zu dem Grundstück zu gewährleisten. Diese Fläche sei allerdings nicht im Eigentum der Besitzer des Gaststättengebäudes. Sie gehört der Deutschen Bahn, die in unmittelbarer Nähe bis 1993 eine Haltestelle auf der Strecke zwischen Bayreuth und Warmensteinach betrieb. Das hölzerne Wartehäuschen steht noch.
Gegenstimmen habe es in der Gemeinderatsitzung zunächst nicht gegeben. Aber: „Ob das Vorhaben nach Sophiental passt, steht im Bauausschuss noch nicht zur Disposition. Wir haben das Ganze jetzt erst einmal nach baurechtlichen Grundlagen zu würdigen“, sagt Wittauer.
Anwohner zeigen sich ängstlich und überfordert
Kritik äußert der Sophienthaler Ortssprecher Günther Nicolai. In mehreren Gesprächen sei Unmut geäußert worden. Die Zahl von 50 Suchtkranken, die, wie er vom Bürgermeister erfahren habe, auch das Gelände verlassen dürften, sei für ein Dorf mit 210 Einwohnern schlicht zu hoch. Ferner hofft Nicolai, dass die Ortsgemeinschaft intensiver in die Planungen eingeweiht werde. „Wir wissen nicht, wer der Träger ist und ob das Gasthaus verpachtet oder verkauft werden soll“, sagt Nicolai. Der Ortssprecher regt an, das Thema auf der Bürgerversammlung am 16. Oktober um 19 Uhr in der Gaststätte Böhner ausführlich zu besprechen.
Deutlicher äußerte sich eine Anwohnerin auf Facebook. „Ich möchte sie nicht im Dorf haben. Da kann man die Kinder ja keine Sekunde allein lassen“, schreibt Theresa Lochmüller öffentlich bei Facebook. Sie sollen eine Chance bekommen, schreibt sie weiter. „Aber nicht bei uns im Ort“. Parolen, die man hier schon einmal gehört hat.
Flüchtlinge hatten wir genug. Aber es war für sie nicht gut; genug kein Arzt im Ort oder eine Einkaufsmöglichkeit. Es leben auch ältere Leute dort, die kein Auto haben. Interessiert auch keinen.
Viel Zuspruch bekam die junge Frau nicht. Aber die Angst rund um das Sophiental sei groß. Bislang hat sich sonst allerdings noch niemand öffentlich dazu geäußert. Auch Kurier-Reporterin Barabara Struller sei bei den Recherchen zu dem Thema nicht unbedingt auf Ablehnung gestoßen. Wie das bei der Bürgerversammlung im Oktober ist, wird man sehen.