Toter Luchs aufgefunden: Jetzt ermitteln Staatsanwaltschaft und Polizei
BISCHOFSMAIS, OBERBREITENAU, LKR. REGEN. Am Dienstag, 16.07.2019, fand ein Spaziergänger kurz nach 13.00 Uhr einen toten Jungluchs neben einer Zufahrtsstraße zum Landshuter Haus.
Das stark ausgezehrte weibliche Jungtier wurde daraufhin in Absprache mit den zuständigen Behörden in einer Tierarztpraxis untersucht und geröntgt. Nachdem erste radiologische Untersuchungen keine Hinweise auf eine mögliche Todesursache ergeben haben und äußerlich keine Hinweise auf Fremd- oder Gewalteinwirkung, (Verkehrsunfall, Beschuss etc) erkennbar waren, wurde vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) eine forensische Untersuchung des Jungtieres in Auftrag gegeben.
Dem Ergebnis der forensischen Untersuchung nach, war der Bewegungsapparat des Tieres irreversibel geschädigt, was offensichtlich auf eine illegale Nachstellung bereits im Zeitraum zwischen Oktober 2018 bis November 2018 zurückzuführen ist. Der Luchs dürfte zum Zeitpunkt der Nachstellung etwa ein halbes Jahr alt gewesen sein, in der Folge der Verletzung konnte sich das Tier, nachdem es von der Mutter abgestoßen wurde, nicht mehr eigenständig und ausreichend mit Nahrung versorgen und verstarb letztendlich an Unterernährung.
Wie aufgrund der bisherigen Ermittlungen mit den zuständigen Fachbehörden bekannt geworden ist, hielt sich der Jungluchs zum Zeitpunkt der Nachstellung hauptsächlich im Großraum Viechtach auf. Die eingesetzte Ermittlungsgruppe der Polizei Regen führt in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Deggendorf und Einbindung des LfU strafrechtliche Ermittlungen wegen Verstoß u. a. gegen das Bundesnaturschutzgesetz und dem Bundesjagdgesetz. Dem unbekannten Täter drohen bis zu 5 Jahren Freiheitsstrafe.
Die Polizeiinspektion Regen, Tel. 09921/9408-0, bittet trotz des bereits zurückliegenden Tatzeitraumes um sachdienliche Hinweise. Der Aufruf richtet sich insbesondere an Personen, die eigene Wahrnehmungen gemacht haben oder aus Erzählungen Hinweise zu einer Nachstellung eines Luchses im Zeitraum Oktober bis November 2018 bzw. zu dessen Verenden im Juli 2019 im Bereich Oberbreitenau machen können.
Grenzeloser Artenschutz
Die Rückkehr des Luchses 150 Jahre nach seiner Ausrottung führt zu Konflikten mit menschlichen Nutzungsinteressen bei Jagd, Forst- und Landwirtschaft. Dafür Lösungen zu entwickeln, die ein Miteinander von Luchs und Mensch ermöglichen, ist eine der wichtigsten Aufgaben.
Viele im Laufe der Jahre umgesetzte Maßnahmen hatten Pioniercharakter in Deutschland: so beispielsweise die Einrichtung eines Kompensationsfonds bei Übergriffen auf Nutztiere, die Besenderung von Luchsen und ihre radiotelemetrische Überwachung, die Etablierung des Luchsberatersystems und dessen Nachfolger das Netzwerk Große Beutegreifer, der Einsatz von Fotofallen als neue Monitoringmethode sowie das gemeinsame Engagement von Naturschutz und Jagd im Luchsschutz. Der Arbeitskreis Luchs – Nordbayern will die Bevölkerung über den Luchs informieren und Missverständnisse ausräumen, um dem Luchs als „Heimkehrer“ wieder ein Leben in Bayern zu ermöglichen.
Weitere Informationen rund um das Thema „Luchs“ finden Sie unter
Porträt des Luchses
Bezeichnung
Männchen = Kuder
Weibchen = Katze
Aussehen
braun-rotes Fell, schwarz gefleckt
Pinselohren
rundlicher Kopf
Stummelschwanz
rechteckiger Körperbau
Größe
etwa wie ein Schäferhund
(Schulterhöhe 50 – 60 cm)
Gewicht
um die 20 Kilogramm
(Kuder schwerer als Katze)
Alter
in der freien Wildbahn 5 – 15 Jahre, in Gefangenschaft über 20 Jahre;
hohe Jungensterblichkeit von bis zu 75 Prozent
Junge
1 – 5, werden im Mai/Juni geboren und bleiben 10 Monate bei der Mutter
Spuren
rund, meist ohne Krallenabdrücke, ähnlich wie die einer Hauskatze, nur deutlich größer (Durchmesser ca. 6 – 9 cm); Fährtenfolge perlschnurartig (“schnüren”)
Lautäußerung
zur Paarungszeit (die sogenannte Ranzzeit) v.a. im Februar/März kehlig-heisere Rufe beider Geschlechter
Lebensraum
wald- und wildreiche Gebiete
Territoriumsgrößen
Männchen: 150 – 400 km²
Weibchen: 50 – 200 km²