Perfektes Miteinander bei der Suchaktion nach Hatari


SCHNABELWAID. Nach der dramatischen Suche nach Hund Hatari rund um den Craimoosweiher zwischen Creußen und Pegnitz, haben sich alle Betroffenen erholt und auch Hatari ist auf dem Wege der Besserung. Zeit für ein kleines Dankeschön und das große Fazit.




Am Dienstag (27.08.2019) klingelte bei der Hundeschule Vademecum Canis in Pegnitz schon früh morgens das Telefon. Das Frauchen von Hatari, einem Rhodesian Ridgeback Rüden im Junghundealter, rief völlig verzweifelt an und teilte ihrer Trainerin mit, dass Hatari gegen 8.30 Uhr von zwei freilaufenden Hund „überfallen wurde“ und ihr daraufhin die Leine entglitt. Obwohl Hatari eigentlich einen hervorragenden Rückruf hat, wie seine Trainerin berichtet, war er aufgrund des Vorfalls so schwer verängstigt, dass er Richtung Bundesstraße lief und nicht mehr auf Rufe reagierte.

Nach Unfall im Weiher verschwunden

In der Folge ereignete sich hier ein Verkehrsunfall mit zwei beteiligten Fahrzeugen. Wie die Polizei unserer Redaktion bestätigte, blieb es aber bei Blechschaden, den die Haftpflichtversicherung von Hatari übernimmt. Ein Autofahrer hatte den querenden Hund gesehen und bremste ab, was zur Folge hatte, dass ein weiteres Fahrzeug auffuhr.



Laut Passanten habe man dann beobachtet, dass Hatari in Richtung des angrenzenden Craimoosweiher lief und plötzlich ins Wasser sprang. Er sei dabei „sehr weit hinein geschwommen und hinter einer uneinsichtigen Stelle verschwunden“. So hatten es anwesende Zeugen berichtet. Diese Aussage führte dazu, dass sowohl Aidan, der Hund der Trainerin, als auch Bandit (weiterer Trainingshund) rund um den See nach Ausstiegsstellen suchen sollten. Beide Hunde werden laut der Hundeschule hobbymäßig wöchentlich speziell darauf trainiert, andere Hunde zu suchen.



Nachdem nichts gefunden wurde, alarmierte man kurz vor 10 Uhr die Feuerwehr Schnabelwaid und eine viertel Stunde später auch noch die Einheiten aus Pegnitz, samt Drohne und Rettungsboot. Akribisch wurde das Ufer abgesucht, zu Wasser und am Land. Mit einer Wärmebild-Drohne machte sich die Einsatzleitung um Kommandant Roland Zahn aus der Luft ein bild der Lage.

Bergwacht alarmiert

Gegen 11.30 Uhr war die Feuerwehr mit ihrem „Latein am Ende“, wie Kommandant Zahn sagte. Er rief die Bergwacht zur Unterstützung, damit auch das Ufer und angrenzende Maisfelder abgesucht werden konnte. Denn: Hatarie trug noch immer Leine und Halsband. Demnach war es denkbar, dass der Hund im Schilf oder auf einem Feld verheddert war. Kurz nach 12 Uhr entdeckte der Drohnenpilot der Pegnitzer Feuerwehr eine „Unregelmäßigkeit“ im Maisfeld. Eine Hitzequelle wurde angezeigt. Umgehend machte sich ein Rettungsteam auf den Weg zu den Koordinaten. Vor Ort stellte sich jedoch heraus, dass in einer kahlen Stelle des Feldes die Sonne auf dem Boden reflektiert wurde. Von Hatari war weiterhin keine Spur.



Flächensuchhund auf dem Wasser

Als schon fast alle Mittel ausgeschöpft waren, erklärte sich ein Feuerwehrmann nochmals dazu bereit, eine zweite Runde am Seeufer entlang mit dem Boot abzufahren. Aidan, ein belgischer Schäferhund, fuhr daraufhin mit, um ggf. Geruchsspuren anzuzeigen oder durch Bellen Hatari dazu zu bewegen, zu antworten. Der See ist ausschließlich von der Südseite begehbar, alle anderen Seiten sind aufgrund des Naturschutzgebietes so dicht von Binsen bewachsen und moorig, dass man davon ausgehen mussten, dass Hatari ertrunken sein könnte. „Es war eine Horrorfahrt“, sagte Hundetrainerin Gabriele Penzel. Abwechselnd stocherten der Feuerwehrmann und Frau Prenzel an verdächtigen dunklen Stellen ins Wasser.

Aidan, auf der Suche nach Hatari. Foto: Markus Roider



Zurück an Land brach die Feuerwehr den Einsatz ab und packte zusammen. Just in diesem Moment wurde in der WhatsApp-Aktionsgruppe von Bayern-Reporter eine Meldung gepostet. „Hatari wurde gesehen, lebend“. Die Nachricht war vom Bruder des Besitzers. Daraufhin wurde Aidan nochmals an der Sichtungsstelle zum Suchen angesetzt und fand einen frischen Pfotenabdruck von Hatari in einer Waldlichtung. Vom vermissten Hund selbst, war nichts mehr zu sehen.

Zeugenaufruf

Nun wurden alle Register gezogen. Über unseren Reporter ging die Meldung bei den Radiostationen samt O-Tönen auf Sendung. In den eigenen Netzwerken der Redaktion, bei Facebook und auf der Homepage wurde nach Hinweisen gesucht. Auch weitere Hundeschulen und Vereine teilten unseren und eigene Aufrufe im Internet. Dadurch fanden sich am Abend einige Hundefreunde mit ihren ebenfalls ausgebildeten Trailhunden ein, um nochmals die Stellen abzusuchen. Leider bestätigten sich nur die Spuren, Hatari blieb verschwunden.

Die Einsatzstelle aus der Luft. Foto: FF Pegnitz



Als der Suchtrupp bereits weg war, machten sich Trainerin und Besitzer nach kurzer Besprechung auch auf den Heimweg. Unmittelbar danach sah Trainerin Prenzel Hatari auf der Gegenfahrbahn sitzen. Sie hoffte, nachdem der Hund durch mehrmaliges wöchentliches Training von Welpenpfoten an, sehr mit ihr sehr vertraut war, dass ein Ansprechen ihn zum Kommen bewegen könnte. Hatari war allerdings so verstört, dass er davon lief. Auch ein Rufen der Besitzer, die unmittelbar im Fahrzeug danach kamen, führte nicht zum Erfolg.

Niemand hat aufgegeben

Gegen Mitternacht wurde erneut Bandit angefordert, um nochmals die frische Spur aufzunehmen. Obwohl Bandit bereits den ganzen Tag aktiv war und Hunde nur eine begrenzte Zeit lang die anstrengenden Suche durchführen können, war er überdurchschnittlich gut bei der Arbeit, wie Prenzel sagte. Als hätte er gewusst, dass es um eine wichtige Aufgabe ging.

Bandit, hochmotiviert und ebenfalls auf der Suche nach Hatari. Foto: Markus Roider



Zunächst war die Enttäuschung groß, weil Hatari durch die Suche „nur“ ins Wohngebiet von Schnabelwaid getrieben wurde. Allerdings war es im Nachhinein gut so, denn an der befahrenen Bundesstraße und der angrenzenden Bahnlinie wäre er möglicherweise nachts überfahren worden.

Happy End im Morgengrauen

Morgens konnten die Besitzer, die stundenlang an der Straße gewartet hatten, Hatari aus einem Grundstück mitnehmen. Die Polizei hatte sich gemeldet, weil Anwohner kurz nach 5 Uhr den entkräfteten Hund entdeckten. Er war zu schwach zum Laufen, humpelte und hatte offene Pfoten. Auch bei Tageslicht war Hatari so verstört, dass er sein Herrchen nicht erkannt hat. „Wir sind alle froh, unser Goldstück wieder zu haben“, so eine kurze Nachricht am Mittwochnachmittag.



Suche auf dem Wasser. Foto: FF Pegnitz



Foto: Markus Roider










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