Benzin als Gage: Dreharbeiten für Kinofilm in Bischofsgrün
BISCHOFSGRÜN. Halbstarke fallen über den Marktplatz her, terrorisieren Kurgäste, treten gegen Mülleimer, turnen auf dem Kriegerdenkmal rum. Aber es kommt noch schlimmer. Rund 20 furchteinflößend aussehende Biker rollen durch die Kurzone, Streit kommt auf. Aber die Kurgäste sind nicht echt, die Halbstarken auch nicht, nur die Biker — Dreharbeiten mitten in Bischofsgrüns guter Stube. Nur einer spielt nicht mit.
Mittwoch, 10 Uhr. Auf dem Marktplatz vor der Kirche herrscht mehr Leben als sonst um diese Zeit. Rund 40 Menschen tummeln sich hier, jeder hat eine genaue Funktion vor oder hinter der Kamera. Pärchen, die von echten Kurgästen nicht zu unterscheiden sind, müssen immer wieder zum gleichen Zeitpunkt durchs Bild laufen, bis Regisseur Michael von Hohenberg zufrieden ist. Er kontrolliert den Bildausschnitt auf einem kleinen Bildschirm, der auf einem Mast montiert ist.
Die Dreharbeiten haben gerade erst begonnen, und er ist im Zeitplan schon hintendran. Das Problem ist die Sonne. Mal scheint sie, mal verschwindet sie hinter Wolken. Das ist nicht gut. Denn werden im fertigen Film die einzelnen Szenen zusammengeschnitten, muss es immer die gleichen Lichtverhältnisse geben, sonst sieht der fertige Film unprofessionell aus.
Benzingeld als Gage
Und auf Professionalität legt Michael von Hohenberg Wert, auch wenn der Film mit einem Minibudget entsteht. Praktisch jeder arbeitet ohne Bezahlung. Die Biker, die überwiegend aus der Oberpfalz kommen und sich auf einen Komparsenaufruf hin gemeldet haben, sind aus Spaß an der Freud‘ dabei, sie bekommen lediglich Benzingeld für ihre großmotorigen Bikes, zumeist Harleys, deren vielstimmiges Motorengeräusch ein Lächeln auf die Gesichter der Schaulustigen am Marktplatz zaubert.
Zwei Wochen Drehzeit hat von Hohenberg für seinen Film einkalkuliert, genauer: seine Serie: „Siebenstern – der Fichtelgebirgskrimi“. Darin geht es um vier kleine Polizeistationen im Bereich der Inspektion Wunsiedel, die Rationalisierungsmaßnahmen zum Opfer fallen sollen. Die betroffenen Polizisten versuchen mithilfe fingierter Verbrechen, das Schicksal abzuwenden.
Am Dienstag wurden die ersten Szenen in von Hohenbergs heimischem Studio in Weißenstadt abgedreht, wo die fiktive „Polizeistation Siebenstern“ eingerichtet wurde. Nach dem Drehtag in Bischofsgrün am Mittwoch geht es am Donnerstag nach Betzenstein, wo wieder „Rocker“ und auch Stuntmen im Einsatz sind.
Namhafte Darsteller
Und obwohl es keine Gage gibt, konnte von Hohenberg durchaus namhafte Darsteller fürs Mitmachen gewinnen. Darunter Nadine Badewitz aus Bayreuth, Moderatorin bei Radion Mainwelle und Radio Galaxy; sie war schon im Franken-„Tatort“ zu sehen, in Michael von Hohenbergs „Final Picture“ oder zu hören als Synchronsprecherin in „Die Simpsons“ und „Family Guy“.
Ebenfalls dabei sind „Tatort“-Ermittler Andreas Leopold Schadt, Giovanni Arvaneh („Marienhof“) oder Hubert Burczek. Zu sehen sein wird auch Bezirksheimatpfleger Prof. Günter Dippold – als oberfränkischer Polizeipräsident.
Der fertige Film wird Ende November im Kino zu sehen sein und als Serie ab Dezember auf Amazon Prime.