Bierfestauftakt in Kulmbach: Sexueller Übergriff, Schlägereien und ein nackter Mann
KULMBACH. Bei strahlendem Sonnenschein startete am Samstagvormittag die traditionelle Kulmbacher Bierwoche in ihre 70. Ausgabe. Bereits den Festumzug und den Anstich betreute die Kulmbacher Polizei, während es hierbei zu keinerlei Sicherheitsstörungen kam. Doch danach ging es los.
Am Nachmittag zeigte dann der frisch gezapfte Gerstensaft seine ersten Auswüchse, als vier junge Männer im Alter zwischen 27 und 29 Jahren den Brunnen hinter der Volksbank für eine „Erfrischungspause“ nutzten. Während drei der vier Burschen ihre nasse Unterwäsche in Kauf nahmen, schonte der vierte jegliche Textilien, indem er im Adamskostüm sein Bad beging. Da sich dieses Benehmen am helllichten Tag keineswegs geziemt, erhielten alle vier einen Platzverweis und mussten nach ernsten Belehrungen den Heimweg antreten.
Während dieser Einsatzanlass noch mit einem Augenzwinkern abzuarbeiten war, häufte sich in den Abend- und Nachtstunden das polizeiliche Einschreiten, bei welchem die Kulmbacher Ordnungshüter dankenswerterweise durch Kräfte der Bereitschaftspolizei unterstützt wurden.
Neben mehreren Streitigkeiten und ungebührlich aufgefallenen Festbesuchern ereignete sich gegen 23:30 Uhr beim „Sternla-Strand“ das erste Körperverletzungsdelikt. Zwei männliche Kontrahenten, 29 und 31 Jahre alt, gerieten aneinander, nachdem beide augenscheinlich dieselbe Frau begehrten. Wechselseitige Fußtritte und Faustschläge waren die Folge, den Heimweg konnten beide Männer nach ambulanter ärztlicher Behandlung selbständig antreten. Beide erwartet nun ein Strafverfahren.
Fast zeitgleich entwickelte sich im Grünzug nahe dem Pörbitscher Weg eine weitere Streitigkeit, wo es dem raschen Eingreifen der Bereitschaftspolizisten zu verdanken war, dass keine größeren Körperschäden entstanden. Einer der Aggressoren entledigte sich beim Erblicken der Polizisten eines verbotenen Schlagrings, noch bevor er ihn gegen sein Gegenüber einsetzen konnte. Dem Auge des Gesetzes blieb der verbotene Gegenstand jedoch nicht verborgen, weswegen nun wegen eines Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt wird.
Verlagerung in die Obere Stadt
Nach Schankschluss im Bierstadel zogen wie in den Vorjahren wieder mehrere Hundert Festgäste in die Obere Stadt, um dort ihren Abend ausklingen zu lassen. Da ein Fortkommen mit Fahrzeugen durch die zahlreichen Besucher unmöglich gewesen wäre, mussten die Polizeikräfte die Straße für den Verkehr sperren und eine Umleitungsstrecke einrichten, welche bis 03:30 Uhr aufrecht erhalten wurde.
Gegen 01:30 Uhr meldete sich ein 20-jähriger aus dem Kulmbacher Landkreis, der im Bereich zwischen Fischergasse und Grünzug Opfer einer Gewaltstraftat wurde. Hierbei erlitt er eine oberflächliche Schnittverletzung im Brustbereich. Die beiden Tatverdächtigen konnten zunächst unerkannt das Weite suchen, die Bayreuther Kriminalpolizei hat die Ermittlungen vor Ort übernommen. Die Polizei will sich hierzu am Sonntagnachmittag gesondert äußern.
Noch während hierzu die polizeilichen Maßnahmen liefen, mussten sich die Bereitschaftspolizisten gegen 02:15 Uhr gegen zwei Männer in der Webergasse zur Wehr setzen. Das Besondere hierbei: Ursprünglich hatte einer der beiden die Beamten wegen Schwierigkeiten mit seinem Begleiter herbei gerufen. Als dieser zur weiteren Abklärung zur Kulmbacher Wache verbracht werden sollte, rastete er aus, warf Stühle einer nahe gelegenen Gaststätte umher und setzte sich gegen die Ordnungshüter körperlich zur Wehr. Dies konnte der ursprünglich Hilfesuchende offenbar nicht mit ansehen, weswegen er dem mittlerweile festgehaltenen Mann „zur Hilfe“ kam und die polizeiliche Maßnahme verbal und körperlich störte. Letztlich endete auch sein Abend – zumindest kurzzeitig – in Handschellen, die beiden müssen sich nun wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte und versuchter Gefangenenbefreiung strafrechtlich verantworten.
Zu dieser vorgerückten Stunde wären die Haftzellen der Kulmbacher Inspektion bereits ausgelastet gewesen, dennoch „empfahl“ sich ein 30-jähriger Kulmbacher als weiterer Übernachtungsgast, nachdem er – offenbar in einem Zustand völliger Verwirrung und mit rund zwei Promille Alkhohol im Blut – versucht hatte, gewaltsam über ein Fenster in die Stadthalle einzudringen. Hierbei wurde er vom Sicherheitsdienst beobachtet und festgehalten. Da er auch gegenüber der Polizei keine Anstalten machte, von seinem Vorhaben abzulassen, endete sein Abend im Polizeigewahrsam.
Aufwendige Ermittlungen nach Sexualstraftat
Abschließend trat die Bayreuther Kripo nochmals gegen 04:30 Uhr auf den Plan, als eine junge Frau in der Wache vorstellig wurde, die angab, in einem Kulmbacher Club sexuell bedrängt worden zu sein. Die Ermittlungen hierzu erstreckten sich bis weit nach Tagesanbruch, weswegen ein gesonderter Artikel im Laufe des Sonntags folgen wird.
Neben der teils turbulenten Phasen der Nacht ist jedoch als erfreulich festzustellen, dass sämtliche Verkehrskontrollen nahezu unauffällig verliefen, lediglich gegen 22:15 Uhr musste eine Kulmbacher Polizeistreife einen Alkoholsünder ahnden, dessen Atemalkoholgehalt deutlich über dem erlaubten Grenzwert lag, als er am Steuer seines Wagens saß. Ihn erwartet ein Bußgeld von mindestens 500 Euro, ein Monat Fahrverbot und zwei Punkte in der Flensburger Verkehrssünderkartei.
Alle anderen kontrollierten Autofahrer zeigten sich vorbildlich vernünftig und verzichteten auf den Genuss alkoholischer Getränke, was aus Sicht der Verkehrssicherheit sehr zu begrüßen ist.